Eigentlich… – Ein Bezirksgottesdienst, der so nicht geplant war

Blog Zugriffe: 6092

Tja, eigentlich hätte in diesen Tagen unsere Bezirksfreizeit 2020 stattfinden sollen. Das geplante Thema war „Glaube: Von gestern? Im Heute. Für morgen. Christ sein in einer digitalen Welt.“

Was wäre gewesen, wenn diese Bezirksfreizeit tatsächlich so stattgefunden hätte? Klar, niemand von uns kann in die Zukunft schauen. Ich lass allerdings jetzt mal der Fantasie freien Lauf:

Jeder von uns hätte sich gefreut, liebe Menschen auf der Bezirksfreizeit 2020 persönlich zu treffen und sich intensiv über das Thema auszutauschen. Das Thema „Digitalisierung“ ist zeitgemäß. Wahrscheinlich hätten viele der Teilnehmer zugestimmt, dass in der heutigen Zeit diesem Thema Zeit gewidmet werden sollte und wir alle uns (langsam) daran gewöhnen müssen, dass nicht mehr alles „analog“ abläuft. Vielleicht wäre am Ende der Freizeit herausgekommen, dass wir „dringend eine Digitalisierungsstrategie“ benötigen. Vielleicht hätten sich sogar ganz konkret Teilnehmer für einen „Digitalisierungsworkshop“ oder eine „Arbeitsgruppe Digitalisierung“ nominieren lassen. Vielleicht hätte man bereits einen Termin für ein erstes Treffen vereinbart, um sich richtig intensiv mit der „Digitalisierung in der SELK“ zu beschäftigen. „Wir brauchen Spezialisten, echte Profis, die sich mit diesem Thema auskennen“. Vielleicht wäre die Frage gestellt worden: „Würden digitale Gottesdienste überhaupt angenommen werden?“ oder: „Wie nehmen wir ältere Gemeindeglieder mit?“ oder „Präsenzgottesdienste sind doch viel besser, wie sollen wir ansonsten sinnvoll christliche Liebe leben? Wir sind doch auch keine virtuellen Wesen?“. In einigen Jahren hätten wir es wahrscheinlich geschafft, den einen oder anderen Gottesdienst im „digitalen Kirchenraum“ zu feiern. Ja, vielleicht hätte es sogar den einen oder anderen „Achtungserfolg“ gegeben. Was hätten wir von einem Gemeindeglied gehalten, das auf unserer Bezirksfreizeit 2020 gewagt hätte zu sagen: „Lasst uns einen digitalen Durchbruch innerhalb von vier Wochen durchführen?“ Die Antwort darauf ist reine Spekulation, aber hätten wir in Gedanken vielleicht etwas an seinem Urteilsvermögen gezweifelt?

Tatsache ist, dass COVID-19 uns von heute auf morgen die Frage abgenommen hat: „Halten wir jetzt einen Präsenzgottesdienst oder trauen wir uns doch nächsten Sonntag in den digitalen Kirchenraum?“. Die neue Realität heißt: „Wir dürfen keinen Präsenzgottesdienst halten“ und: „Wir haben die Chance, sofort in den digitalen Kirchenraum zu gehen“. Ein Lebewesen, das1000-mal kleiner ist als jede unserer Körperzellen, hat es geschafft, uns innerhalb von wenigen Wochen in den „digitalen Kirchenraum“ zu katapultieren. Manchmal wüsste ich schon ganz gerne vorher, auf welche Wege uns unser HERR so führt.

Tatsache ist auch: Unsere Gemeinden im Kirchenbezirk haben den Sprung ins digitale Zeitalter mit Bravour geschafft. Am 19. April fand unser erster digitaler Bezirksgottesdienst statt. Pfarrer Jürgen Wienecke hatte ihn als Zoom-Gottesdienst eingerichtet, es waren über 40 Teilnehmer dabei, und hier sind nur die „digitalen Anmeldungen“ gezählt. Liebe Menschen aus Nürnberg, Mülhausen, Hamburg, Landau, Karlsruhe, Kaiserslautern, Hermersberg, Heidelberg, Hochdorf, Fischbach, Düsseldorf und vielen anderen Orten haben teilgenommen und waren von diesem Gottesdienst begeistert.

Für diejenigen, die nicht dabei sein konnten:

Wir wurden von Pfarrer Jürgen Wienecke aus der Landauer Katharinenkapelle begrüßt, hörten ein Vorspiel vom Posaunenchor Sperlingshof und durften Onnalee Röhrs aus München an der Orgel hören. Der Introitus wurde von Onnalee Röhrs, Ulrike Schneider-Winkler (Saarbrücken), Barbara Schmidt (Nürnberg), Lena Schreiner (Walpershofen), Andreas Buer (Crailsheim), Sabrina Köhl (Spiesen) gesprochen. Die Epistel hörten wir von Kirchenrätin Dörte Pape Tübingen) und Pfarrdiakon Walter Wiener (München). Danach folgte unser überwältigender Jugendchor Süddeutschland. (Bravo !!!) Das Evangelium wurde gesprochen von Gaby Dilk (Fürth), Pfarrer Frank-Christian Schmitt (München), Familie Rehle (Stuttgart), Joachim und Regina Tepper sowie Vikar Andreas Pflock (Stuttgart) und Barbara Lux (Kaiserslautern). Lydia Beisel (Stuttgart) hielt eine bewegende Kinderpredigt gemeinsam mit ihrer Pinguin-Handpuppe. Ingrid und Rodney Krick haben gemeinsam ein Lied mit Flöte, Gitarre und Gesang dargeboten. Superintendent Scott Morrison (Stuttgart) hielt die Predigt zu Jesaja 40, 26-31. Das Fürbittengebet hielten Pfarrer Marc Haessig (Memmingen), Rudi Augenstein (Sperlingshof), Taro Legittimo (Mannheim), Matthias Regener (Tübingen), Alina Tepper (Konstanz), Bettina Löffler (Stuttgart), Simon Hoffleit (Heidelberg), Gaby Dilk (Fürth) und Pfarrer Jürgen Meyer (Sperlingshof). Den Segen sprach in freier Natur Pfarrer im Ehrenamt Uwe Nold (Konstanz). In einem einmaligen Kirchenrundgang spielte Pfarrer Volkmar Schwarz (Fürth) das Nachspiel. Pfarrer Stefan Förster (Heidelberg) packte uns alle mit seinen Ausführungen zur geplanten und zukünftigen Bezirksfreizeit und wies auf Markus 9, 24 hin: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“.

Ganz besonderen Dank gebührt dem Technikteam in allen Gemeinden, die die Zoom-Gottesdienste unterstützen, den lieben Menschen „auf der anderen Seite der Kameralinsen“ und den „Video und Audio Profis“ wie Martin Hörner und Kristian Kiunke aus Stuttgart. Hut ab vor Eurer hervorragenden Arbeit.

Niemand weiß, wie die jetzt frisch angesetzte Bezirksfreizeit 2021 vom 7.-11. April 2021 ablaufen wird. Ich bin sicher, sie wird ein voller Erfolg werden. So viel Engagement in unserem Kirchenbezirk für Gottesdienste im digitalen Raum macht zuversichtlich. Und die beeindruckende Zahl unserer neuen „Influencer“, die ich oben genannt habe (so nennen sich heute wohl erfolgreiche Stars auf Instagram …), zeigt, dass die Nachfolge Christi auch in den Corona-Zeiten klappen kann.

Die Bildcollagen anbei geben nur einen kleinen Eindruck in den Ideenreichtum, das Engagement und den schwesterlichen und brüderlichen Herzen: Weiter so!

Jürgen Lux (Kaiserslautern)

Gottesdienst 19.04.2020 Quasimodogeniti

 

Lektoren

 

Pastore, Diakon und Kirchenrätin

 

Virtueller Kirchenrundgang